Stefan Mross

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Stefan Mross

Die Musikbranche ist so schnelllebig wie nie. Die so genannten Superstars kommen und gehen. Wer heute noch Top ist, ist morgen oft schon wieder ein Flop und in der Versenkung verschwunden. Aber es gibt auch nach wie vor Ausnahmen: Persönlichkeiten, die sich jahrelang an der Spitze halten, weil sie auf der Bühne ganz sie selbst sind und die Herzen der Menschen berühren. Der 34-jährige Volksmusikstar Stefan Mross, ein Allround-Talent, ist so eine Ausnahme und blickt trotz seines jungen Alters bereits auf über 20 Jahre Bühnenerfahrung zurück. Da kommen legendäre Fernsehbilder wieder hoch: Der kleine Junge mit der Trompete, der den Grand Prix der Volksmusik 1989 gewinnt; ein Karl Moik, der zum ersten Mal auf einer TV-Bühne die Tränen kullern lässt; die musikalischen Anfänge des späteren „Volksmusik-Traumpaars“ Stefanie und Stefan; der Star-Trompeter vor einer Menge Nudisten im Englischen Garten mit einem vermeintlich glühenden Fan Hape Kerkeling. Und natürlich Stefan als Moderator der Sendung „Immer wieder sonntags“, der der Show einen Auftrieb beschert hat, den keiner so richtig erwartet hätte. Aber der Reihe nach: Alles beginnt am 1. Juli 1989 in Linz, Oberösterreich. Auf dem Frühstückstisch des Jungen aus Traunstein liegt eine goldene Trompete, die er mit großen Augen bestaunt. Wo kommt dieses Ding her? „Wenn Du heute Abend gewinnen solltest, kriegst Du die von mir geschenkt“, sagt sein damaliger Plattenproduzent. Die Eltern sind ein bisschen irritiert. Dem Jungen solche Versprechungen zu machen – er wird doch eh noch enttäuscht genug sein, wenn’s am Ende nicht klappt. Ein Jahr zuvor hatte das Original Naabtal Duo den „Grand Prix der Volksmusik“ gewonnen, mit „Patrona Bavariae“, dem Über-Hit der Volksmusik schlechthin. Da haben die Eltern von Stefan Mross vorm Fernsehen vor lauter Rührung geweint. Die volkstümliche Musik ist in Deutschland auf dem Höhepunkt ihrer Popularität angekommen. Folglich ist der „Grand Prix der Volksmusik“ 1989 wohl der in den Medien meistdiskutierte aller Zeiten. Zwölf Stunden nach dem „Trompeten-Frühstück“ geben die Moderatoren Carolin Reiber, Sepp Trütsch und Karl Moik das Ergebnis bekannt: Gewonnen hat tatsächlich der 13-jährige Stefan Mross mit seiner „Heimwehmelodie“! Und als Karl Moik die Anekdote zum Besten geben will, wie er auf den Jungen aufmerksam geworden ist, versagt die Stimme, und er fängt zu weinen an. Und bei diesem „Grand Prix“ weinen nicht nur Stefans Eltern mit, sondern ganz Deutschland. Es ist, wie Stefan Mross auch heute, über 20 Jahre später, noch erzählt, „im Grunde die schönste Erinnerung meiner Karriere.“ Aber es gab viele Höhepunkte in dieser Laufbahn: Das Studium am Salzburger Mozarteum, zweimal Platz 2 (1994 und 1995) beim „Grand Prix der Volksmusik“, zahlreiche Hitparaden-Siege solo oder im Duett mit Stefanie Hertel, Goldene Schallplatten und und und. Ein paar wenige Tiefen gab’s auch – Ereignisse, die Stefan Mross künstlerisch und menschlich geprägt haben. Dass der einstige Kinderstar aber nie abgehoben ist, ist erstaunlich. Wie schafft man das als 13-Jähriger, wenn man von einem Tag auf den anderen berühmt wird? „Das hat, glaube ich, nur geklappt, weil ich noch so jung war“, resümiert Stefan Mross, „mir war das alles nicht bewusst, was da eigentlich passiert ist. Ich hab’s halt mitgemacht, hatte meinen Spaß dabei und hab mich eigentlich nie gefragt: Bin ich jetzt ein Star?“ Heute erübrigt sich die Frage. Natürlich ist er ein Star, wenn auch ein sehr geerdeter, erfrischend normaler und liebenswürdiger. Ganz Deutschland kennt ihn – von Samstagabendshows, Titelblättern, Konzertplakaten und sogar Parodien. Stefan Mross ist zum Volksgut geworden. Wer sonst kann das mit 34 schon von sich behaupten! Allerdings ist der Trompeter Stefan Mross größtenteils von der Bildfläche verschwunden. Heute ist Stefan Mross als Sänger, Showmaster, Entertainer unterwegs. Ständig ist er auf Tourneen, wenn’s nicht gerade Sommer ist und er eine neue Staffel von „Immer wieder sonntags“ präsentiert. Ach ja, und natürlich ist er ein Familienmensch. Tochter Johanna ist inzwischen acht Jahre alt und hängt total an ihrem Bilderbuch-Papa. Dieses Gefühl Heimweh, das ihm in seiner „Heimwehmelodie“ so viel Glück gebracht hat und das damals für ihn noch ein Fremdwort war, das kennt Stefan Mross heute zu genau! „Meine längste Tournee ging 90 Tage“, erzählt er, „das war dann aber wirklich mehr als genug. Da vermiss ich alles – meine Frau, mein Kind, mein Zuhause. Am Schluss hing ich nur noch am Telefon und hab mir jeden Tag eine Lila Pause gekauft, damit ich wenigstens was hab, wo die Berge draufgedruckt sind.“ Es ist diese Art von Sprüchen, die den gebürtigen Traunsteiner in die Herzen und an die Lachmuskeln des Publikums katapultiert hat. Er kann nicht anders, er will auch nicht anders. Ein Original – charmant, sympathisch und ein bisschen frech. Sich selbst charakterisiert er als „Witzig, manchmal aber auch sehr ernst, ehrgeizig und liebenswürdig.“ Und seine Frau nickt. Es scheint also zu stimmen. Ernst wird er zum Beispiel, wenn es um das Thema „Echte Freunde“ geht. So hat er sein aktuelles Album genannt. Hat er denn in den letzten zwanzig Jahren „Echte Freunde“ in der Branche gefunden? Die überraschende Antwort: „Genauso viele wie jeder andere arbeitende Mensch sie auch im Büro, im Werk oder auf der Station findet, also nur ein paar wenige richtig feste und gute. Dafür sehr viele nette, aber unverbindliche.“ Die wirklichen, echten Freundschaften, die kann man nach seiner Erfahrung genauso gut nebenan finden, wie am anderen Ende der Welt – wichtig ist nur: „Echte Freunde sind Freunde fürs Leben“. Dass er nun mit einer Medienfrau den Bund fürs Leben geschlossen hat, ist also Zufall? „Nein, Zufall sicher nicht. Es ist halt für Leute, die nicht aus der Branche kommen, manchmal sehr schwer zu verstehen und einzuordnen, was wir so machen und wie wir leben. Ich muss Stefanie nicht erklären, warum ich unterwegs bin, warum dieses oder jenes in den Medien auftaucht und warum ich Liebesbriefe von fremden Frauen bekomme. Sie gibt mir Rückhalt und ich ihr. Wir können froh sein, dass wir uns durch die Musik gefunden haben. Musik ist außerdem eine schöne gemeinsame Leidenschaft. Und Diskussionen über die Branche gibt’s höchstens mal im Büro. Am Wohnzimmertisch hat das nichts zu suchen. Punkt.“ Wenn Tochter Johanna denn mal in die Medien gehen wollte – welchen Rat würde der Papa ihr geben? „Johanna kriegt mit, dass wir in den Zeitungen auftauchen und sie kriegt langsam auch ein Gefühl dafür, dass das Hochleben und Fallenlassen in der Branche sehr dicht beieinander liegen kann. Das muss man sich schon genau überlegen, ob man das will. Das würde ich aber nicht nur Johanna sagen, sondern jedem, der in diese Welt einsteigen will.“ Er selbst wollte es jedenfalls immer, allen Widrigkeiten zum Trotz. Zumindest wollte er immer Musik machen, wenn auch nicht zwangsläufig hauptberuflich. Koch hätte er sich vielleicht auch vorstellen können. Dann hätte er privat Musik gemacht. Jetzt ist es andersrum gekommen. Gut für uns! Stefan Mross kann auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2009 zurückblicken. Er feierte sein 20-jähriges Bühnenjubiläum mit zahlreichen Fernsehauftritten. Mit seiner sympathischen Ausstrahlung und seinem komischen Talent sowie mit der Mischung aus Musik und Comedy konnte er mit der ARD-Unterhaltungsshow „Immer wieder sonntags“ vierzehn Wochen lang regelmäßig ein Millionenpublikum vor die Bildschirme ziehen. Unter gleichnamigem Titel gab es im Herbst 2009 eine dazugehörige Tournee, bei der neben ihm, Stefanie und Eberhard Hertel, Die Dorfrocker, Florian Fesl, Vincent & Fernando, Claudia und Alexx sowie Vanessa Neigert dabei waren. Ein buntes Programm voller Überraschungen! Und was sonst noch kommt – mal sehen. Konkrete Pläne hat Stefan Mross in seiner Karriere nur selten gehabt. Bei ihm ist der Weg das Ziel und er liebt es, sich vom Leben überraschen zu lassen. „Ich freu mich umso mehr, wenn Dinge passieren, mit denen ich nie gerechnet habe!“ So wie der Sieg beim „Grand Prix der Volksmusik“. So wie die Mega-Quoten von „Immer wieder sonntags“. So wie die „Nackerten“ im Englischen Garten. Dass ihn Hape Kerkeling damit aufs Korn genommen hat, findet Stefan Mross auch heute, nach über zehn Jahren noch saukomisch. „Ich liebe es ja selber, Menschen auf den Arm zu nehmen. Und das war einfach unglaublich witzig…“.